Sprute, Rosemarie

Nominiert für den Bereich Malerei


Sumoringer, das sind vordergründig fettleibige, massige Männer, die durch extremes Training und extreme Ernährung ihren körperlichen Schwerpunkt in den Hüft-, Bauch- und Beinbereich verlagern. Sumoringer streben eine ungewöhnliche menschliche Figurenform an, weit von unserem klassischen Schönheitskanon entfernt.

Seit Jahrhunderten ist ihre Körperform in Japan Ausdrucksträger hochzeremonieller religiöser Bedeutung. Jede Haltung ist Sinnbild: erhobene Hände signalisieren Waffenfreiheit, das Beinaufstampfen ist Zeichen dafür, dass negative Energien aus dem Körper quasi herausgetreten werden. Jedes Kleidungsstück hat kultische Bedeutung: die eigens geweihten weißen Rautenbänder etwa symbolisieren Blitze.

Die einzelnen Bildmotive der Themenreihe fokussieren diese innere Verbindung von Kult und Kampf in Form von rituellen Haltungen, sie zielen weniger auf die Darstellung der spektakulären sekundenschnellen Kampfszenen.

Nicht ohne ironische Brechung, etwa durch die Farbe Rosa, setzen die durchgängig verwendeten Farben Weiß, Ocker und Gold Assoziationen an den Mythos vom Götterkampf als dem Ursprung des Sumo frei.

Die körperliche Masse der Sumatori erscheint als dominierende Fläche im Bild, angelegt in einer Art Durchsichtigkeit und nicht als undurchdringliche Farbfläche – erzeugt durch das Abspachteln der zuvor pastos aufgetragenen Ölfarbe. So werden Farbschichten, Farbfragmente, filigrane Strukturen und Texturen, die zuvor bei der Gestaltung des Untergundes angelegt wurden, freigelegt. Das verleiht der Massigkeit der Sumatori die Leichtigkeit, über die sie durch eine disziplinierte Gymnastizierung ihres Körpers tatsächlich verfügen; es hebt das statische Moment ihrer Haltung, z. T. durch starke Konturierung gekennzeichnet, auf; und es lässt die Kultsprache ihrer Körper stärker hervortreten.